Mieterstromprojekt in der Umsetzung

29.11.2018

Das Gemeinschaftsprojekt mit den Blankenburger Stadtwerken schreitet mit großen Schritten voran.

In der Ausgabe 2/2018 präsentierten die Stadtwerke Blankenburg und die Blankenburger Wohnungsgesellschaft (BWG) ihr gemeinsames Mieterstromprojekt. Gerade hatten die Geschäftsführungen beider Unternehmen einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Während die BWG ihr Objekt Käthe-Kollwitz-Straße 21 umfangreich modernisiert und in den Wohnungen Raumzuschnitte verändert, Heizungs-, Elektro- und Sanitäranlagen erneuert, zusätzliche Balkone montiert und einen Personenaufzug installiert, haben die Stadtwerke als Partner auf den Dächern der Hauseingänge 20 und 21 insgesamt 57 Solarmodule mit einer Gesamtleistung von rund 18 Kilowatt peak (kWp) errichtet. Diese Leistung kann die hocheffiziente Photovoltaik-Anlage in Spitzenzeiten erzielen. Ende Oktober wurde jetzt bei einer Zusammenkunft anläßlich der Inbetriebnahme Bilanz gezogen. Marko Mühlstein lobte das erste Mieterstromprojekt der Stadtwerke und der BWG, das zugleich das erste im Harzkreis ist. In einer Rekordzeit von 18 Monaten sei das ehrgeizige Vorhaben umgesetzt worden. Der Geschäftsführer der Landesenergieagentur (LENA) sprach von einer Win-Win-Situation für die BWG als Vermieter, die Stadtwerke als Energieversorger, die damit ihrem Slogan „Kom-petenz vor Ort“ voll gerecht werden und den Mietern im Regenstein-Wohngebiet. Mühlstein erinnerte daran, dass der Blankenburger Stadtrat Karl-Ulrich Engel die Initiative ergriffen hatte und auch als Vermittler in der Sache fungierte. Dem erstem Gespräch im März 2017 in der Landeshauptstadt folgten weitere Kontakte, um als Partner den Stromnetzbetreiber Avacon und die BWG ins Boot zu holen. Steffen Obst von den Stadtwerken sprach von einer zügigen Umsetzung von der Idee über den Kooperationsvertrag der Partner bis hin zur Inbetriebnahme. Im März 2018 wurde der Kooperationsvertrag unterzeichnet, sagte der Energieberater bei den Stadtwerken, und bereits im Mai mit der Projektierung begonnen. Es folgten im Juni die Auslösung der Aufträge und Ende September, wenige Tage nach einer Mieterversammlung, die Inbetriebnahme der Anlage. Durch einen optimalen Aufstellwinkel in Ost-West-Ausrichtung können Sonnenstrahlen zu jeder Tageszeit genutzt werden, womit ein hoher Auslastungsgrad über den ganzen Tag erreicht wird. Nicht unerwähnt bleiben sollen der enorme Aufwand für die Zählerinstallation und die nicht unerheblichen Zusatzkosten für das neue Abrechnungssystem. Der Energieberater erinnerte daran, dass sein Unternehmen den Kunden seit An-fang 2017 Ökostrom RE anbietet, und verwies auf das ökologische Trassenmanagement und den aufgestellten Bienenwagen. Mit dem Mieterstrom sei nun ein weiterer Schritt in die richtige Richtung getan. Steffen Obst verwies in der Runde noch einmal auf die Definition von Mieterstrom. Das sei Strom, der von Solaranlagen auf dem Dach eines Wohngebäudes erzeugt und von dort direkt (ohne Netzdurchleitung) an Letztverbraucher in diesem Gebäude oder in Wohngebäuden oder Nebenanlagen im unmittelbaren räumlichen Zusammenhang geliefert und verbraucht wird. „100 Prozent Ökostrom – grüner gehts nicht!“, betonte der Energieexperte. Eine Mieterstromanlage habe mehrere Vorteile für den Mieter, so BWG-Geschäftsführer Thomas Kempf. Er nannte deren positive Identifikation mit einer eigenen PV-Anlage, durch die umweltfreundlich preisgünstiger Strom erzeugt wird. Zudem könne der Nutzer sein Abnahmeverhalten stets selbst kontrollieren. Zehn Prozent unter dem allgemein gültigen Grundtarif liege der Preis für lokal erzeugten Ökostrom, bekräftigte Stadtwerke-Geschäftsführerin Evelyn Stolze und verwies zudem auf die Festpreisgarantie, die betreffende Kunden bis zum Ende 2019 genießen können. „Als Stadtwerke mussten wir in Vorleistung gehen, was nicht nur die PV-Anlage be-trifft, sondern auch Arbeiten, die sich im Laufe der Realisierung ergeben“, sagte sie und betonte, „man muss das wollen. Und wir wollten es.“ Ein Jahr werde man das Projekt verfolgen, auswerten und dann ein Fazit ziehen.